Chase-sucht die viel Geduld für Angsthunde aufbringen
Name: Chase
Rasse: Setter Mischling
Geschlecht: Rüde
Geburtstag: 01.2016
Ungefähre Größe: ca. 53 cm
Kastriert: ja
Katzentest:
Erkrankungen: leichte Leishmaniose
Mittelmeertest: Mittelmeertest vom 22. Oktober 2022: negativ getestet auf Filarien, Ehrlichiose, Anaplasmose, Lyme-Borreliose und andere Parameter. Bis auf die leichte Leishmaniose ist alles in Ordnung
Aufenthaltsort: Tierheim ADPCA. Spanien
Hallo, ich bin Chase!
Ich bin ein ganz besonderer Fall: Ich bin superlieb, traue aber den Menschen nicht, dass sie genauso lieb sind wie ich. Kein Wunder: Ich hab vier Jahre auf der Straße gelebt und mit den Zweibeinern vorwiegend schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn ich in der Nähe von Häusern und Restaurants auf Futtersuche war, wurde ich oft sehr unsanft verjagt. Dabei wollte ich nur ein paar Essensreste abstauben, die die Menschen sowieso weggeworfen hatten.
Aber es gab auch nette Menschen. Eine Frau hat mir immer etwas Futter hingestellt. Vom Müll allein hätte ich nicht überleben können. Aber selbst ihr gegenüber zeigte ich kein Vertrauen – die Angst vor den Zweibeinern war schon zu tief in mir verankert. Ich wartete immer und schaute aus der Ferne zu, wie sie mir den Napf hinstellte. Erst später ging ich hin und aß mich satt. Ich ließ mich nie von ihr anfassen oder streicheln.
Die Leute im Dorf hatten schon mehrfach versucht, mich einzufangen, aber keine Chance! Den Trick mit dem Käfig hatte ich schnell durchschaut. Doch als die Betreuer von ADPCA einen Käfig aufstellten und dort ein warmes, duftendes Brathähnchen deponierten, konnte ich einfach nicht widerstehen. Ausgehungert, wie ich war, machte ich mich über diese königliche Mahlzeit her und – zack – fiel die Tür zu. Das war mein Glück, denn seit diesem Tag werde ich im Tierheim gut versorgt.
Die Betreuer tun ihr Bestes, um mein Vertrauen zu gewinnen, aber ich bin ein harter Brocken. Wenn sie in meinen Zwinger kommen, ziehe ich mich ängstlich in die hinterste Ecke zurück. Wenn sie mir näher kommen, mich anfassen und streicheln, lasse ich es ohne Gegenwehr über mich ergehen. Ich werde dann ganz steif und sitze so still, dass ich aussehe wie ein Porzellan-Hund. Nur an meinem Brustkorb sieht man, dass ich atme. Aber egal, wie unangenehm mir eine Situation sein mag: Ich hab noch nie die Zähne gezeigt. Ich hab einen sehr sanften, freundlichen Charakter. Ich lasse mir sogar ohne Maulkorb Blut abnehmen!
Obwohl die Betreuerinnen wenig Zeit für mich haben (es sind ja noch 60 andere Hunde hier), hat sich mein Verhalten seit meiner Ankunft schon gebessert. Anfangs kam ich gar nicht aus meinem Zwinger, deshalb ließen die Betreuerinnen die Tür offen, damit ich selbst entscheiden kann, ob und wann ich das Freigehege nutze. Ich huschte aber nur kurz raus zum nächsten Baum, um mich zu erleichtern, und lief sofort wieder zurück in meine schützende Behausung. Immerhin war mir von Anfang an klar, dass man dort, wo man wohnt, kein Geschäft verrichtet.
Meinen Zwinger teile ich mit wechselnden Hündinnen. Wenn eine adoptiert wird, bin ich erstmal allein, bis die nächste Hündin kommt. Dann gewöhne ich mich an meine neue Freundin, bis auch sie adoptiert wird. Mit Hunden komme ich generell sehr gut aus. Am Vertrauen zu meinen Artgenossen haben die vier Jahre nichts geändert, obwohl wir ja Futter-Konkurrenten waren. Ich spiele sogar sehr gerne mit ihnen. Nur bei großen, massigen Rüden bin ich vorsichtig. Ich warte ab, ob sie mir freundlich wedelnd begegnen oder mich mürrisch anstarren. Wenn sie bellen, belle ich zurück, aber ich fange nie selber an zu bellen. Ich bin im Grunde ein ruhiger, gut sozialisierter Hund.
Wenn jemand sieht, wie unbeschwert und mit einer unglaublichen Freude ich mit den anderen Hunden renne und spiele, kann er nicht nachvollziehen, warum ich Menschen gegenüber so ängstlich bin. Nicht mal im Freigehege lasse ich mich anfassen. Die Betreuerinnen müssen mich aber nicht einfangen wie seinerzeit mit dem Brathähnchen. Sie öffnen einfach die Zwingertür und sagen mir, ich soll heimgehen. Das verstehe ich sofort und folge ihrer Aufforderung. Denn im Zwinger ist es am sichersten, und dort fühle ich mich schon sehr wohl.
Die Betreuer leiden mit mir, denn sie können meine Angst nicht einfach wegpusten. Im Moment gewöhnen sie mich langsam an ein Geschirr. Wenn sie es mir anlegen, sitze ich stocksteif da, als sei ich am Boden festgenagelt. Sie geben sich wirklich viel Mühe mit mir. Und ich komme ihnen so weit wie möglich entgegen. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich meine Angst ganz abgelegt habe.
Ich weiß, dass es in Deutschland Menschen gibt, die viel Geduld für Angsthunde aufbringen. Solche Menschen suche ich! Ihr seid ruhige, freundliche, geduldige Zweibeiner, Singles oder Paare, die mir viel – nein – sehr viel Zeit zum Eingewöhnen lassen. Ich brauche einen Rückzugsort, der mir Sicherheit gibt, denn „Wohnzimmer-Rudel“ oder gar „Couch-Kuscheln“ kommt bei mir erst viel später. Wenn Ihr Kinder habt, sollten sie schon groß und verständig genug sein, meine Zurückhaltung zu respektieren. Ich würde ihnen zwar nichts tun, aber ich will nicht mit Zuneigung bedrängt werden. Es wäre auch sinnvoll, mit einem auf Angsthunde spezialisierten Hundetrainer zu arbeiten. Ich will mein Streunerleben auch mental hinter mir lassen. Dazu brauche ich Eure Hilfe!
Ein bisschen meiner Angst hab ich schon abgelegt – für die kurze Zeit hier im Tierheim ist das schon ein großer Erfolg. Deshalb sind die Betreuer davon überzeugt, dass ich in einer geduldigen, ruhigen Familie mein Vertrauen in die Welt zurückgewinnen kann.
Ich weiß, es liegt noch viel Arbeit vor uns. Aber wenn ich meine Angst überwinde, und das werde ich, bin ich ein wunderbarer, lieber und treuer Begleiter fürs Leben!
Bitte meldet Euch bei meiner Vermittlerin.
Kontakt zu Chase:
Tierschutzverein Europa e.V.
www.tsv-europa.de
Vermittlerin:
Jaqueline Schleicher (Sprachen: Deutsch, Englisch)
Mobile: 0177 2405638
e-Mail: schleicher@tsv-europa.de